Informationen zu Chongqing

Geschichte, Kultur, Geographie, Wirtschaft

Geographische und wirtschaftliche Fakten zu Chongqing

1997 wurde ein Gebiet mit einer Fläche von 82.200 km2 (entspricht der Fläche von Österreich) rund um Chongqing aus der Provinz Sichuan abgetrennt und zur regierungsunmittelbaren Stadt erklärt. Dieses Gebiet in Westchina mit etwa 30 Mio Einwohnern in einer dicht besiedelten Stadt und zahlreichen, umliegenden Dörfern stellt ein Modell für ganz China dar, mit dem erforscht werden soll, wie die ökonomische Entwicklung des Landes gesteuert werden kann. Das Chongqing-Modell sieht vor, durch Partnerschaften zwischen chinesischen, staatlichen Unternehmen und westlichen Firmen möglichst viel Unternehmensgewinn zu erzeugen, der direkt in die Infrastruktur der Stadt fliessen kann.

Karte von Chongqing

Chongqing liegt im Südosten des Sichuan-Beckens - Chinas Reiskammer - beim Zusammenfluss von Jialing und Jangtse, kurz bevor sich der Jangtse durch die "Drei Schluchten" - flankiert von bis zu 1000 Meter hohen Steilwänden - den Weg Richtung Wuhan und weiter zum Ostchinesischen Meer bahnt. Das Klima im Sichuan-Becken wird durch die hohen Gebirge im Norden und Osten bestimmt, welche die kontinentale Kaltluft abhalten, während die weniger hohen Gebirge im Süden die wärmeren und feuchten, subtropischen Winde praktisch ungehindert passieren lassen. Die mittleren Temperaturen von 5 bis 30°C erlauben fast das ganze Jahr hindurch den Anbau und die Ernte landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

Bezirke von Chongqing

Chongqing gliedert sich in 19 Bezirke, mit Yuzhong als zentralem Bezirk mit der höchsten Bevölkerungsdichte. Hier befindet sich das politische und ökonomische Zentrum von Chongqing. Inmitten von Yuzhong liegt Jiefangbei, das wichtigste Finanzzentrum von Westchina. Aufgrund der beengten Verhältnisse und trotz dem hügeligen Gelände werden hier Wolkenkratzer errichtet, die zu den höchsten von China zählen. Wichtige Entwicklungsgebiete befinden sich in Jiangbei und den stadtnahen Teilen von Shapingba, Nan'an und Jiulongpo. Aber auch der Yubei-Bezirk, in dem sich der Flughafen befindet, ist bereits sehr dicht besiedelt.

Chongqing besitzt viele industrielle Betriebe aber ein wenig entwickeltes Hinterland, was viele Leute dazu bewegt, in die Kernstadt zu ziehen. Mit Infrastrukturausgaben von insgesamt mehr als 100 Mia EUR versucht man, diesem Urbanisierungsdruck Herr zu werden. Zudem sollen - als Teil der Öffnungspolitik - zahlreiche westliche Firmen angesiedelt werden.

Bautätigkeit in Chongqing

Chongqing ist heute ein wichtiges Zentrum der chinesischen Motorfahrzeug-Produktion, doch auch die Chemie- und Textilindustrie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Einige Computerhersteller wie HP fertigen hier PCs und Notebooks. Gute Infrastruktur wie die stabile Stromversorgung durch den Dreischluchtenstaudamm und Investitionen in Flughafen und Bahnverbindungen, sowie die Lohnkosten, die etwa 30% unter denjenigen an der chinesischen Küste liegen, machen Chongqing für ausländische Investoren besonders attraktiv.

Geschichte von Chongqing

Im vierten Jahrhundert vor Christus wurde die Stadt Yuzhou am Zusammenfluss von Jialing und Jangtse zur Hauptstadt des Ba-Reiches. In der südlichen Song-Dynastie (1127-1279) wurde die Stadt zu Ehren der Inthronisation von Kaiser Zhao Du, der dort geboren wurde, in "Chongqing" (doppelte Freude) umbenannt. 1890 wurde Chongqing als erster Inlandshafen für den Handel zwischen Grossbritannien und China geöffnet. Weitere Länder folgten, darunter Japan, das die Qing-Dynastie 1895 im chinesisch-japanischen Krieg von 1894 - 1895 schlug. Im zweiten chinesisch-japanischen Krieg zog sich die damalige, chinesische Regierung 1938 unter der Nationalpartei (Kuomintang) von Chiang Kai-shek von Nanjing nach Chongqing zurück. In der nun provisorischen Hauptstadt Chinas etablierte sich Chinas Kriegsregierung mit einer instabilen Allianz zur kommunistischen Partei von Mao Zedong. In Chongqing fand auch das einzige Treffen zwischen Chiang Kai-shek und Mao Zedong statt. Am Ende des zweiten Weltkriegs brach der Bürgerkrieg aber wieder aus, bis die Kuomintang 1949 in Chengdu (270 km nordwestlich von Chongqing) geschlagen wurde und sich auf die Insel Taiwan zurückzog. Während der Kulturrevolution (1966-1976) machte die Region schwere Zeiten mit brutaler Willkür durch.

Erst mit der Öffnungspolitik unter dem neuen Vorsitzenden der kommunistischen Partei Deng Xiaoping, der 160 km von Chongqing entfernt geboren wurde, konnte sich Chongqing wieder zu einem ernsthaften Konkurrenten der Küstenstädte Chinas entwickeln. Am 14. März 1997 wurde auf Beschluss des Nationalen Volkskongresses ein Verwaltungsgebiet von der Fläche des Staates Österreich aus dem östlichen Teil der Provinz Sichuan zur Regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing zusammengefasst. Heute gilt Chonqging als „Speerspitze“ der Entwicklung Westchinas. Viele der insgesamt ca. 1,4 Millionen Menschen, die bis 2007 beim Bau des Drei-Schluchten-Damms umgesiedelt wurden, leben nun in Chongqing. Doch die Kehrseite der Medaille sind hohe Luftverschmutzung und eine zunehmende Verstädterung mit dichter Besiedlung ehemaliger land- und forstwirtschaftlicher Flächen.